Ein Dokumentarisches Essay
Wenn wir die Geschichte um Jesus von Nazareth umgangssprachlich als grossen Film bezeichnen, so bleibt die Feststellung, dass man es versäumt hatte, ein entsprechendes Making Of (so nennt man die filmischen Reportagen, welche die Entstehung eines Films dokumentieren) zu drehen. Genau dies soll hier nun nachgeholt werden, indem diese filmische Dokumentation den Spuren dieses Mannes folgt, der die Geschichte so nachhaltig geprägt hat. Dabei zieht sich die Idee, die Filmdokumentation als Making Of zu konzipieren, wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt.
Sie bietet eine eigene Ebene, die das Stellen von Fragen konsequent und in stringenter Weise erlaubt und zudem die investigative Seite der Dokumentation betont: Eine kleine, eingeschworene Crew folgt den Spuren des Rabbi aus Nazareth, begibt sich an historische Stätten, führt Gespräche und reflektiert - als eine Art Zusammenfassung - das Gesehene, Gehörte und Erfahrene. Der Film wird damit einerseits zu einem dokumentarischen Essay, andererseits aber auch zu einer Spurensuche, aber auch zu einer Auslege-ordnung zahlreicher Fakten, die alle - richtig geordnet - ein erstaunliches Gesamtbild ergeben, das zum Nachdenken anregen und eine Diskussion jenseits aller Polemik ermöglicht. Doch welchen Quellen kann man trauen? Nun, jeder historische Bericht ist in gewissem Sinn subjektiv. Den Evangelisten nun vorzuwerfen, sie hätten in ihren Schriften lediglich Propaganda betrieben und gleichzeitig Cäsars Schrift „Vom Gallischen Krieg“, Flavius Josephus’ “Antiquatitates“ oder Tacitus “Annalen“ wertfrei und als historisch unbestreitbare Zeug-nisse anzuerkennen, ist ebenso unehrlich wie naiv - als ob die genannten Autoren mit ihren Schriften nicht ihrerseits einen Zweck verfolgt oder ihre Schilderungen nicht im Solde eines Herrn verfasst hätten und damit selbstredend die Meinung oder den Status des Auftraggebers zementierten. Auch der ständig vorgebrachte Verdacht, die Evangelien seien erst mehrere Generationen nach den Ereignissen um Jesus von Nazareth entstanden und darüber hinaus später immer wieder manipuliert und bearbeitet worden, wird durch ständiges Wiederholen nicht richtiger: Eine inzwischen ansehnliche Zahl von Forschern hält es immerhin für durchaus möglich, dass die neutestamentlichen Schriften doch älter sind und gemäss den Berichten von Augenzeugen, womöglich sogar von Augenzeugen selbst geschrieben wurden. Sollte das tat-sächlich zutreffen, muss die Geschichte Jesu neu betrachtet, neu bewertet werden. Auch dieser wichtigen und spannenden Frage geht die Filmdokumentation nach. |